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AutorenbildThorsten Siem

Das Ärzteblatt und Verschwörungstheorien

Aktualisiert: 14. Aug. 2021


Bislang hat auch das Ärzteblatt immer treu hinter der Regierung und deren wissenschaftlichen Beratern gestanden. Aber scheinbar wachen auch dort nun endlich ein paar Gestalten auf. Sicher spüren auch sie, dass jetzt der letzte Zeitpunkt gekommen ist, an dem noch etwas zu retten ist. Denn wenn die Umsetzung des großen Plans den Punkt erreicht hat, wo er nicht mehr zu stoppen ist, werden wir die wirkliche Hölle auf Erden haben. Dann ist Schluss mit dem letzten Quäntchen Freiheit.


Das sind die Texte aus dem Ärzteblatt, Heft 31-32, 9. August 2021 zu folgendem Thema:

Die Bereitschaft, sich Verschwörungstheorien zuzuwenden, ist in der Coronaepidemie gestiegen. Wenn es dazu kommt, stecken meist vielfältige psychologische Beweggründe dahinter (DÄ 25/2021: „Die Motive der Leugner“ von Petra Bühring).


Text 1:

Verschwörungstheorien: Transformation

Warum sich mit (Verschwörungs-)Theorien quälen? Nehmen wir doch keinen geringeren als den zweiten Mann im Staate, Dr. Wolfgang Schäuble, Bundestagspräsident, beim Wort, der am 12. November 2020 in einem Online-Interview mit der Welt unmissverständlich sagte: „Wir müssen den Schock der Pandemie nutzen, damit das unglaubliche Schwungrad des Kapitalismus und der Finanzmärkte nicht überdreht.“ „Und jetzt zeigen uns Corona und auch der Klimawandel … die Übertreibungen des Kapitalismus … der Globalisierungsrausch, dass wir ein bisschen langsamer machen sollten.“ Die Welt würde danach eine andere sein. Der Fantasie dürften hier wohl keine Grenzen gesetzt sein.


Dr. Schäuble folgt hier dem Club of Rome („Die Grenzen des Wachstums, Bericht zur Lage der Menschheit“ von Dennis Meadows) von 1972. Hier wird nachdrücklich davor gewarnt, nicht länger als 50 Jahre mit dem Umbau der Weltgesellschaft zu warten, ansonsten käme man hoffnungslos zu spät.


Dieser Linie folgten unmittelbar Klaus Schwab mit der Gründung des World Economic Forum in Davos (und seinem kürzlich erschienenen Buch „The great Reset“) sowie die Gründung des WBGU (der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen) 20 Jahre darauf 1992. Eines seiner Hauptgutachten lautet: „Welt im Wandel, Gesellschaftsvertrag für eine große Transformation“, das „… die Notwendigkeit und Machbarkeit einer postfossilen Wirtschaftsweise“ begründet: „Die Transformation zu einer klimaverträglichen Gesellschaft ist ein umfassender … Prozess …“, der „die Ablösung von klimaschädlichen Technologien und Verhaltensweisen wie auch die Notwendigkeit tiefgreifender Veränderungen in Produktion, Konsum und Lebensstilen“ beinhaltet. (WBGU Hauptgutachten Seite 341 ff.).


Nicht zuletzt empfiehlt der WBGU eindringlich mit den Maßnahmen spätestens 2020 zu beginnen. Noch Fragen?


Erwin Feierabend, Psychiater, 69115 Heidelberg


Text 2:

Verschwörungstheorien: Integration statt Ausgrenzung

Für einzelne Personen mag die Beschreibung der sog. „Verschwörungstheoretiker“ zutreffen. Aber sie vergisst dabei die vielen Menschen, die das Gefühl haben, nicht mehr gehört, in der Diskussion einfach ausgeblendet zu werden, weil in ihren Augen eine bestimmte Lobbygruppe die Medienhoheit an sich gerissen hat.


Lobbyisten, die in ihrem ungezügelten Narzissmus für ihre egoistischen Ziele nach Kontrolle über Politik und Gesellschaft streben. Diese erklären ihre Sichtweise von Wissenschaftlichkeit als die einzig Evidente und desavouieren jede Alternative in selbstkritikfreier Arroganz als „Fake News“. Was wir nicht brauchen ist die Rückkehr zur eminenzbasierten Medizin (Arzt als „Gott in Weiss“) der 60er- und 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts, sondern einen offenen Diskurs über evidenzbasierte Medizin, die nicht nur randomisierte placebokontrollierte Studien gelten lässt, sondern auch die beiden anderen Säulen der Evidenz mitberücksichtigt, nämlich die individuelle klinische Erfahrung des Arztes und die Werte und Wünsche des Patienten. Anstatt Ausgrenzung ist Integration gefragt.


Dr. med. Stefan Deinhart, 60385 Frankfurt

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